"Historischer Mittelaltermarkt mit Lagerleben"

 

Das Gelände (Niederrheinisches Freilichtmuseum) war schön, am Sonntag hat es beim Abbau nicht geregnet und ich konnte drei Taschen nähen. Damit sind die positivsten Dinge eigentlich schon fast alle erwähnt.

Ach ja, das Wetter am Samstag war warm, sonnig und trocken, was aber auch nicht viele Besucher lockte.

Das Gelände an sich scheint wohl bekannt zu sein (bei Weihnachts- und Kunsthandwerkermärkten sollen ca. 10 000 Besucher dort sein), das alleine, reichte aber nicht. 

 

"An diesem Wochenende begibt sich das Museum auf eine Zeitreise ins Mittelalter. An Verkaufsständen werden Waren feil geboten. Die Bergischen Lehnsritter zeigen historisches Lagerleben. Tauchen Sie ein in die Geschichte der Burgfräulein und Ritter und erleben Sie Geschichte hautnah."

Ja, ich sollte mich vor einer Veranstaltung mit den Flyern und Plakaten auseinander setzen. Denn, auch als mittelalterinteressierter, hätte ich mich für eine so spannende Veranstaltung, wie oben beschrieben, wohl nicht ins Auto gesetzt und dann noch 4,50€ Eintritt bezahlt. 

Außerdem darf ich nicht von etwas ausgehen: '...Vier Sponsoren und Museumsgelände... wenn die schon Hochglanz -Flyer und -Plakate drucken, dann muss ja... "

Inzwsichen fürchte ich, das für den Druck der Flyer und Plakate nicht nur das Werbe-, sondern auch der größte Teil des restlichen Budgets verbraucht wurde.

Anders kann ich mir das Fehlen von Rahmenprogramm kaum erklären.

 

Okay, nicht ungerecht sein, der "Propellermann" war da und am Sonntag sah ich auch einen einsamen Gaukler über den Platz laufen. Und, um ehrlich zu sein, es war ja auch kein Rahmenprogramm angekündigt. Ich bin halt von Mittelaltermarkt Standards ausgegangen.

Der Markt an sich: Auf dem Areal verteilten sich ein gutes Dutzend Händler (die aber wenigstens gedoppelt, als Fellhändler waren Alex und ich nur deshalb alleine, weil er seine Rentiere und ich meine Schafe weglegte), dazu ein halbes Dutzend Versorger (sogar Eis gab es zweimal!) und noch ca. 4 Heerlager.

 

Aufgelockert wurde das durch einige Bierstände, Plastikpavillions und Kirmesbuden.

Fazit für Besucher: Wer 'eh zum Freilichtmuseum wollte, bekam noch einen netten Bonus.

 

Fazit für mich: Ich glaube, ich nahm diesen Markt an, um den Termin in meinen Kalender zu füllen. Von diesem Status konnte er sich nicht hocharbeiten. Finanziell nur durch Zufall und Synergieeffekte* am Fiasko vorbei. (*Dank der Nähe zu meinem Metlieferanten konnte ich Transportkosten sparen)

Insgesamt muss ich noch etwas loswerden: Mir wurde nicht klar, wer nun wirklich für die Veranstaltung verantwortlich war. Das Museum selbst? Der Kreis Viersen? Ich hörte aber auch etwas von 'Stadtmarketing', 'Förderverein' und 'Stadt Grefrath'. Meine Befürchtung ist: Alle irgendwie ein bischen.

 

Jetzt verlasse ich den Bezug zu Grefrath und rede ganz im Allgemeinen:

Nach meiner Erfahrung kommt bei solchen Konstellationen nur selten etwas Vernünftiges heraus.

Zu viele Befindlichkeiten, die berücksichtigt werden müssen. (....Sponsoren, die zwar wenig geben, sich dafür aber aber auf der Hochglanzwerbung finden wollen)

Zu viele unterschiedliche Zielsetzungen: Fördervereine, die den Marktgewinn auch noch für andere Zwecke einplanen; Stadtmarketings, die verzweifelt Kompetenz und Darseinsberechtigung beweisen wollen; Politiker, die 'ihre' tolle Idee umgesetzt sehen wollen; Standbetreiber, die Umsatz machen wollen; und (hoffentlich) noch ein paar motivierte Mitarbeiter (und Lagerleute) die eigentlich nur einen schönen Markt machen wollen.

Wird die Veranstaltung ein Erfolg, klopfen sich viele Leute auf die Schulter (nur selten die, die es verdient hätten).

Geht es schief, kann man auf viele Leute zeigen, die daran 'schuld' sind. Wenn es passt auch einfach das Wetter.

 

[Noch besser ist übrigens, das Wetter verantwortlich zu machen, wenn es nichts dafür kann: 'Ich weiss gar nicht, warum es schief gegangen ist, das Wetter war doch toll...']