Newbees, Urgestein und die dazwischen

Oder: Was der eine sagt und der andere hört...

 

Ich sehe mich als einen dazwischen.

 

Ich habe nicht die 'gute alte Zeit' erlebt, als Johannes (Fogelvrei) und Hiller (MPS) noch zusammen Märkte gemacht haben. Ich weiss nicht, wie es war als "Kramer Zunft und Kurzweyl" noch irgendwie getrennt waren. [Ich glaube mal gehört zu haben, das 'Kramer Zunft' mal ein Zusammenschluss von mittelalterlichen Handwerkern war und eine Dame, ich auf einem Markt traf, könnte zum 'Kurzweyl' Part gehört haben.]

 

'Urgestein' bin ich also nicht.

 

Das ich aber auch kein Newbe bin, wurde mir schon vor einiger Zeit klar. Ich vermute so etwa 2010, bei meiner ersten vollen Saison, inklusive Freienfels und Hillermärkten (MPS). Bei irgend einem, mittelgroßen Markt saß ich bei einem Heerlager am Lagerfeuer.

Mit offenem Mund und großen Augen wollte ich alles von der Szene und guten Märkten hören. ...und wohl innerhalb von zwei Minuten verpuffte meine Naivität:

denn der weise Reenactor sagte:

"Wir sind seit 10 Jahren dabei, fahren die großen und kleinen Märkte in unserer Region"

[gedanklich ich:'Oh, ein ganz alter Hase, pass gut auf Lars!']

"Wir fahren die ganze Saison..."

[ausgehend von mir, ca. 30 Events pro Jahr: ' Also 300 Märkte, der hat Erfahrung!']

"Die ganze Saison, von Mai bis Oktober!..."

['Hä? Also keine Weihnachtsmärkte? Keine Frühjahrs-, keine Herbstmärkte?]

"Wir sind immer unterwegs, wenigstens einmal im Monat!

[ 'Moment, ...einmal im Monat? Von Mai bis Oktober? Das sind 6 Märkte im Jahr! Also insgesamt 60 Märkte! Das mache ich in zwei Jahren! Und dabei hattet Ihr 'nur' Hiller und Amateure [damals dachte ich noch so], während ich Erfahrungen mit Holländern, Belgiern, Hessen und Ostdeutschen machte!

Was kann der Mann mir eigentlich erzählen?

 

Den Gedankengang hatte ich erst lange danach...

Inzwischen ist mir auch klar, das mir sojemand vieles erzählen kann.

Aus seiner Sichtweise. Mit 60 Märkten ein sehr erfahrener Hobbyist.  

Inzwischen kann ich trennen, kann herausziehen, was von seinem Reeneactorwissen für mich als Händler interessant sein kann, damals war es vor allem die Erkenntnis, das 'Markterfahrung' nichts mit Zeit zu tun hat.

 

 

Reenactor, Hobbyisten und Gewandungscamper

Klar habe ich jetzt spezielle Lager im Kopf, hoffe aber trotzdem, das sich niemand auf den Schlips getreten fühlt.

...aber, hey, wer sich den Schuh anziehen will...

 

Grundsätzlich bin ich der Meinung: Jeder so wie er mag und kann! Deswegen ist mir der Besucher im Rüschenhemd mit Schnürlederhose auch lieber als einer in 'normaler' Straßenkleidung. Der erste bemüht sich wenigstens, wärend der zweite nur konsumiert.

Aber eigentlich wollte ich ja auf Lager eingehen:

 

Als erste Gruppe möchte ich die Gewandungscamper definieren:

Das sind für mich diejenigen, die sich hin und wieder ihre 'Carbone'-Tunika überwerfen, ein Zelt aufbauen, unter dem Sonnensegel auf ihrer Bierzeltgarnitur sitzen und im Lager Strom für ihren Kühlschrank brauchen.

Also Leute, die eine Grillparty in die Öffentlichkeit verlegen und auf ein Wochenende verlängern (...und den Spass daran in der Menge der geleerten Bierkästen messen).

Geisitig sind das auch gerne diejenigen, die nach Lagerrabatt fragen, weil sie davon ausgehen, das SIE für den Markt unheimlich wichtig sind und jeder Händler verpflichtet ist, IHNEN die Waren maximal zum Einkaufspreis zu verkaufen.

Die zweite Gruppe definiere ich als Hobbyisten.

 

Leider fällt mir kein besserer Begriff ein. Das sind für mich diejenigen, die aus den vorhandenen Mitteln, sei es finanziell, handwerklich oder inellektuell, das Mögliche machen.

Meist besuchen sie nur wenige, ausgewählte Märkte, weil Arbeitgeber / Familie nicht mehr zulassen.

Geistig sind es meist diejenigen, die bereit sind an zu erkennen, was jemand geleistet hat (oder sich wenigstens bemühte). Vor allem mit Blick auf Handwerker und Händler. Das sind die Leute, denen ich gerne Lagerrabatt gebe, auch wenn sie (normalerweise) nicht danach fragen.

Und zuletzt die Reenactors.

 

Eigentlich ein sehr seltsamer Haufen, da sich die Leute oft in der Grauzone zwischen Marktprofis und Amateuren bewegen.

Sie spannen den Bogen von:

in der Darstellung so gut, das sie von Museen Gage bekommen, aber trotzdem Super-Marktkollegen sind;

bis zu: mäßigem Lager aber trotzdem nervige Authentik-Päbste.

 

Gelernt habe ich den Begriff als solches, mal von einigen Holländern, die ihn für alle nutzten, die auf Märkten ein Zelt aufbauen ohne zu verkaufen.  So nutze ich ihn heutzutage immernoch gerne, denn dann fühlt sich jeder gebauchpinselt, ...Ohne das ich irgend eine Wertung ausdrücke.